Auf der Fassade des Parkhauses Am Forum in Hanau entsteht ein riesiges Kunstwerk
HPG News • 26 August 2022
Mit der bunten Fassade soll wortwörtlich Farbe in diesen „gesichtslosen“ Teil der Innenstadt kommen. © Katrin Stassig
Die Sichtfelder, die das Gerüst an der Fassade des Parkhauses Am Forum gewährt, lassen schon erahnen, was dort entsteht. Engin Dogan arbeitet bereits seit einer Woche am neuen Look für die Straße Frankfurter Tor. Noch bis weit in den September hinein wird der Künstler mit Helfern die grau-grünen Blechpaneele der innerstädtischen Großgarage mit Farbflächen und geometrischen Figuren gestalten.
Hanau – 40 000 Euro kostet die Kunst mit dem Titel „Qualitäts-Kontrast“ an der Immobilie aus 1983. Das Geld stammt aus dem Landeswettbewerb „Alles nur Fassade“, der mit 100 000 Euro dotiert war. Die Stadt Hanau konnte sich mit zwei Einsendungen durchsetzen und erhielt in Summe 60 000 Euro vom hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen. Für die Gestaltung einer Wand an der Hospitalstraße können daher 20 000 Euro für eine Arbeit der Hamburger Künstlerin Larissa Bertonasco ausgegeben werden. Ein Datum gibt es hierzu noch nicht.
Neun Stockwerke hoch und knapp 60 Meter lang ist Dogans derzeitiger Arbeitsplatz. Breite, extra für ihn gefertigte Pinsel und Farbspraydosen mit Inhalt in Industriequalität sind seine Werkzeuge. Von den Dosen wird er am Ende rund 1800 Stück geleert haben. Er habe schon viele großflächige Werke geschaffen, aber die knapp 2000 Quadratmeter messende Fassade auf der Zu- und Ausfahrtseite des Parkhauses sei bislang die größte.
Bögen, Kreise, Linien
„Ich komme von der Kaligraphie und habe die Maltechnik über die Jahre auf die Linie konzentriert“, sagt der Künstler. Sein Konzept für das aktuelle Projekt sieht ein „Maximum an Farbarbeit“ vor. Dazu nutzt er alle Farben des Farbkreises bis auf einen „blöden Gelbton“, der nicht in sein Gestaltungsschema passt.
Erweitert wird das Spektrum mit sogenannten Qualitätskontrasten aus pastelligen Farbstufen, um die Intensität zu verstärken. Weiße Bögen, Kreise und Linien – mit extrabreiten Pinseln gezogen –, ebenso wie die darauf nicht völlig deckende zweite Schicht aus einer schwarzen Übermalung bilden die geometrischen Strukturen. „Sie drücken keine verborgenen Inhalte aus, sondern haben nach der Lehre des Bauhauses rein ästhetische Wirkung“, sagt Dogan, für den die einstige avantgardistische Kunstschule eine seiner Inspirationsquellen darstellt.
Kunstwerk soll identitätsstiftend sein
Stadtrat Thomas Morlock (FDP) sieht in der Kunst am Bau eine wichtige Funktion für die Identität der Innenstadt. „Hanau gehört zu den Städten, die in den 60er und 70er Jahren ausgebaut worden sind und die unter einer Gesichtslosigkeit leiden“, sagte er gestern bei der Vorstellung des Projektes. Die Straße Frankfurter Tor zählt zudem eher zum Hinterhof des vor wenigen Jahren neugestalteten Kernbereichs um den Freiheitsplatz.
Das Kunstwerk soll laut Engin Dogan seine farbliche Qualität mindestens zehn Jahre beibehalten, den Witterungseinflüssen trotzen. Wer jedoch den Stil der frühen 80er Jahre lieb gewonnen hat, muss so lange nicht warten. Die Parkhausfront zur Langstraße und Sternstraße bleibt im Urzustand.
Von Detlef Sundermann (Hanauer Anzeiger, 26.08.2022)
Rund 1800 Farbspraydosen wird Künstler Engin Dogan nach Fertigstellung der Parkhausfassade verwendet haben. © Detlef Sundermann